Guenter Mallmann – Fachjournalist im DJV

Der "ideale" Schülercomputer?

Da startet die Zeitschrift "Eltern for family" in äußerster Sorge um die Zukunft unserer Kinder eine Umfrage nach dem "idealen" Computer für die Kids - und ganze 2.700 Leser, so die Selbstauskunft, wollen nur das beste: eine Maschine, nach der sich so mancher professionelle PC-Nutzer die Finger lecken würde. Gerade gut genug für unsere Kleinen.

Schon der Titel der Zeitschrift, "Eltern for family", das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Dümmlich-zeitgeistiger geht es kaum noch. Und was wollen diese fortschrittlichsten aller Eltern, liebevoll beraten vom Prozessorhersteller Intel? Nichts weniger als einen Rechner der modernsten Technologie. Ein Pentium III von Intel (was auch sonst?) mit 450 MHz, 17 Zoll-Bildschirm, eine Riesenfestplatte, Internet-Anschluß, einige zweifelhafte Lernprogramme und - natürlich - auch einige Spielchen, das ist es, was unsere Kurzen brauchen. Nebenbei dann, Kosmetik ist alles, auch einige "richtige" Programme und eine Sicherheitssoftware gegen das schändliche Rumstöbern in Schmuddelkram. Als ob die Kids gerade ein solches Programm nicht schon am ersten Abend vor der Kiste geknackt hätten und dann ganz nach Laune die Porno-Seiten im Netz fledderten.

Natürlich darf ein solches Hochleistungsgerät auch einige Mark kosten. 2.600 DM haben sich die lieben Family-Eltern als Preisgrenze ausgedacht, pro Kind, wohlgemerkt. Und prompt ist da auch, Nachtigall oh Nachtigall, ein Hersteller, der das macht. Ein bißchen mehr, so sagt auch der Metzger um die Ecke, darf es schon sein, und so bietet Fujitsu ein äußerst kindgerechtes Paket für den Preis von schlappen DM 2.900 an. Ein wahres Schnäppchen. Die Tränen könnten einem kommen angesichts dieser Kalkulation am untersten Rand der Selbstausbeutung. Macht aber nichts, denn die Kiste ist ja bekanntlich nach höchstens zwei Jahren so gut wie nichts mehr wert. Und dann hält Fujitsu nochmals die Hand auf. Die Kinderchen müssen ja dran bleiben am Puls der Entwicklung.

"Die Initiative hofft", so ein Artikel in der sonst so kritischen Frankfurter Rundschau, der hier offensichtlich die Maßstäbe abhanden gekommen sind, "daß weitere Anbieter bei der Aktion mitmachen und auch die Politik sich für den Schüler-PC interessiert." Lieber nicht.

© Günter Mallmann
März 1999